Gedanken zum Monat

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste,

bei den „Exerzitien im Alltag“ haben wir einen Film gesehen, der 2019 in unserem Nachbarland Polen gedreht worden ist: „Corpus Christi“. Die Handlung beruht auf einer wahren Begebenheit. Da wird ein jugendlicher Straftäter aus der Haft entlassen und soll in einem Sägewerk arbeiten. Im Gefängnis diente er als Ministrant; die Worte des Seelsorgers sind in sein Herz gefallen. Am liebsten würde er Priester werden, aber das geht ja nicht. Durch einen Zufall kommt es doch dazu, dass er in einem Dorf in in der Nähe des Sägewerks für einen neu geweihten Priester gehalten wird und den alkoholkranken Pfarrer vertreten soll. Schritt für Schritt wächst er in diese Rolle hinein. Anfangs kopiert er noch den Gefängnisseelsorger, dann findet er selbst die rechten Worte. „Du hast dieses Etwas“, sagt ihm ein Mithäftling, der ihn verraten wird. Mit jugendlichem Blick sieht „Pater Tomasz“, was in der dörflichen Gemeinde nicht stimmt: wer das Sagen hat, wer ausgeschlossen ist, was verschwiegen wird… Und er schafft es, Menschen hellhörig zu machen und miteinander zu versöhnen. Deutlich wird, welche Kraft das Evangelium hat, wenn wir es zulassen, wie sehr es Wege weist, wie es Menschen zusammenbringt und ihnen hilft, selbst mit einer Tragödie wie dem Umfalltod junger Menschen umzugehen. Aber es bedarf der Ehrlichkeit und des Sich-Öffnens.

„Corpus Christi“ heißt der Film- Leib Christi. Gegen Ende wird die Gemeinde bei der Fronleichnamsprozession gezeigt: die Menschen, wie sie sind – mit ihrer Lebensgeschichte und mit ihren Spannungen. Sie alle folgen dem Leib Christi im Zeichen des Heiligen Brotes. Auch wir werden dies tun, wenn wir am 11. Juni in St. Augustinus um 10 Uhr den Fronleichnamssonntag feiern. (Bitte denken Sie daran, dass an diesem Tag keine Messe um 10.30 Uhr in Hl. Familie stattfindet.). Wenn wir die Fronleichnamsprozession zum Arnimplatz halten, geben wir unserer Kirche, unserer Gemeinde ein Gesicht. Wir sind keine „heile Gemeinschaft“, aber wir sind der „Leib Christi“ – er ist in uns, er lässt sich auch durch unsere Fehler und Schwächen nicht vertreiben, und er ist größer als wir. Im Geheimnis der Eucharistie nehmen wir ihn auf – und nehmen ihn im Herzen überall hin mit, wohin wir unterwegs sind. Er bindet uns zusammen.

Der Film endet düster: aus „Pater Tomasz“ wird wieder der unerlöste Häftling Daniel. Schade! Als ich ihn als „Pater Tomasz“ sah, ging mir durchs Herz, wie sehr wir auch hier bei uns junge Menschen brauchen, die von Gott getroffen sind und mit einer Ursprünglichkeit die Probleme angehen.

Gemeinsam mit den Mitarbeitern grüßt Sie

Ihr Pfarrer Dr. Michael Höhle