Gedanken zum Monat

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste,

vor kurzem versuchte ich es bei den Ministranten mit einem kleinen Quiz. Kurze Lebensbeschreibungen wurden vorgelesen – dann die Frage: Welcher Heilige ist das? Über das Ergebnis war ich doch etwas erschrocken: Bonifatius – wer soll das sein? Antonius (sein Bild ist in Hl. Familie zu sehen) – wer ist das? Monika (ihr Bild am Hochaltar von St. Augustinus) – nie gehört! Franziskus, Thomas Morus – kenne ich nicht….

Welche Schätze entgehen uns da. Es sind wirkliche Menschenleben, mit Höhen und Tiefen, mit Glaubens- und Lebenserfahrungen. Jeder dieser Menschen erzählt uns von Gott. Jeden, jede kann ich befragen: Wie hast du das geschafft? Welchen Rat kannst du mir geben? Woher hattest du die Kraft?

Bei der Religiösen Kinderwoche in den Herbstferien standen Franziskus und Klara von Assisi im Mittelpunkt. Da war zunächst der Abstand von 800 Jahren zu überwinden: die mittelalterliche Ständegesellschaft, Mädchen, die von den Eltern verheiratet wurden… Aber plötzlich konnten wir uns mit unserer Zeit wiederfinden: die Menschen am Rand der Gesellschaft; die Fragen: Wofür lohnt es sich zu leben? Soll das Jagen nach Geld und Konsum alles sein? Und wie finde ich Gott? Wie entsteht Gemeinschaft?

Unser Pfarrbriefmantel zeigt das Leitwort des Diaspora-Sonntag: Erzähle, worauf du vertraust. Vielleicht können wir das Wort zunächst umwenden: Höre, was dir Menschen erzählen. Augustinus, Monika, Bonifatius, Franziskus, Klara, Teresa, Bernhard Lichtenberg,… erzählt mir von euch. Erzählt mir von eurem Vertrauen!

Am 2. November begehen wir das Gedächtnis Allerseelen. In den Gottesdiensten werden Namen unserer Verstorbenen vorgelesen. Hinter jedem Namen verbirgt sich eine ganze Lebensgeschichte. Er-innern Sie sich. Erzählen Sie einander von Ihren Eltern, Großeltern, Freunden, von den Priestern und Mitarbeitern, die Sie erlebt haben: was sie Ihnen vorgelebt und Ihnen für Ihr Leben mitgegeben haben. Dabei wird deutlich, was diesen Menschen wichtig war, worauf sie vertraut haben. Und wenn Sie auf den Friedhof gehen: Kommen Sie ins Gespräch mit Ihren Verstorbenen – befragen Sie sie: Wie hast du diese Not, diese Sorgen bestanden?

Und dann sind wir an der Reihe: Erzähle, worauf du vertraust.  

In einem Gedicht von Tina Willms heißt es:

Leben heißt weiterziehen,

dein Haus ein Nest nur, gebaut

aus zerbrechlichen Halmen,

kein Dach, das den Regen fernhält,

keine Lampe gegen das Dunkel in dir.

 

Ein Nest nur, über dem doch

der Himmel offen steht

und du gelegentlich

einen Stern entdeckst,

der dich in ferne Fremde lockt.

Gemeinsam mit den Mitarbeitern grüßt Sie,

Ihr Pfarrer Dr. Michael Höhle